🎧Mark Weinberg erzĂ€hlt was er Ende des Krieges im KZ Kaufering erlebte

Auszug aus dem Interview mit Mark Weinberg im April 1992; anwesende Personen: Mark Weinberg, Zeitzeuge; Helga Deiler, Manfred Deiler. Inhalt: KZ-Lager Kaufering XI, II und IV – Tieffliegerangriff bei Hurlach – Befreiung Lager I.

Mark Weinberg, 1936
April 1992: Mark Weinberg nach dem Interview vor der Tonröhrenbaracke 3 auf dem ehemaligen KZ-Lager Kaufering VII

Mark Weinberg (Mieczyslaw Wajnberg) wurde am 12. Dezember 1912 in Warschau (Polen) geboren.

Er wĂ€chst in einer sehr religiösen Familie mit sechs BrĂŒdern und zwei Schwestern auf. Er besucht die Handels- und eine Mechanikerschule und verkauft dann im GeschĂ€ft eines Cousin MotorrĂ€der und FahrrĂ€der. Seine Eltern emigrieren mit dem jĂŒngsten Bruder und einer Schwester 1934 nach Israel.

Als das Warschauer Ghetto errichtet wird lebt er in der christlich-polnischen Sektion, da er nicht als Jude erkannt wird. Er schmuggelt Waffen und Lebensmittel fĂŒr eine Widerstandsgruppe in das Ghetto. 1942 verlĂ€ĂŸt er Warschau, geht nach Wien, sabotiert ZĂŒge im Bahnhof und versorgt polnische Spione mit Informationen.
Im MĂ€rz 1943 verhaftet ihn die Gestapo. Er wird brutal geschlagen und unternimmt einen Selbstmordversuch. Im September 1943 deportiert man ihn als politischen HĂ€ftling nach Auschwitz/Birkenau. Es gelingt ihm den Gaskammern zu entkommen und der LagerkĂŒche zugeteilt zu werden.
Von dort wird er zuerst nach Oranienburg, dann nach Sachsenhausen verlegt, bevor er am 17. November 1944 in das KZ-Lager Kaufering XI gebracht wird. Dort erhĂ€lt er die HĂ€ftlingsnummer 126970. Nach einer Selektion wird er zuerst in das KZ-Lager Kaufering II, spĂ€ter in das KZ-Lager Kaufering IV verlegt. Bei der Auflösung der Lager Ende April 1945 wird sein Zug bei Hurlach von Tieffliegern angegriffen. Ein jĂŒdischer Arzt entfernt ihm noch am Bahndamm ohne Narkose einen Splitter am Hals. Zusammen mit den Überlebenden des Luftangriffs wird er zu Fuß zum KZ-Lager Kaufering I getrieben. Als auch dieses Lager gerĂ€umt wird versteckt er sich unter einem Berg von Leichen und wartet bis die SS-Wachmannschaften abziehen.
Nach der Befreiung bleibt er in Landsberg. 1953 entschließt er sich zu Auswanderung in die Vereinigten Staaten.

Mark Weinberg verstarb am 7. Juli 1999 in Chicago, Illinois.


Mai 1992: Mark Weinberg spricht vor den SchĂŒlern der neunten Klasse der Fritz-Beck-Hauptschule in Landsberg ĂŒber seine Erlebnisse im KZ-Lagerkomplex Kaufering

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